DOitnau 2020 DOitnau 2020

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An der Quelle An der Quelle

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Donaueschingen, Anfang September 2020. Ich stehe neben der Quelle der Donau, Wasserbläschen steigen sanft aus dem glasklaren Wasser hervor. Die Skulptur der „Mutter Baar“ am Kopf des Quelltopfs weist der jungen Donau den Weg zum Schwarzen Meer. Auch mir gibt sie die Richtung vor, denn in den nächsten 21 Tagen will ich ihr folgen: der Donau – vom Schwarzwald bis nach Rumänien, zur Stadt Konstanza am Schwarzen Meer. Vor gut einem Jahr hatte ich mir vorgenommen, die gesamte Donau entlangzufahren – mit dem Fahrrad, für einen guten Zweck und allein mit der Kraft meines Körpers. Nicht nur als Teil des Stadtradelns in Erfurt, bei dem pro 1.000 Kilometer auf dem Rad ein Baum gepflanzt wird, sondern auch für die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V.: Regionale Unternehmen und Privatpersonen unterstützen mich tageweise mit einem Betrag ihrer Wahl pro gefahrenem Kilometer. Und jetzt ist es endlich so weit: Ich steige in Donaueschingen auf mein Rad und das Abenteuer beginnt.

ready to go ready to go

Jedes verdammt gute Abenteuer beginnt – zumindest bei mir – mit einer eher rudimentären Vorbereitung. Eine Packliste hatte ich mir dank einiger Blogs und mit dem Buch „Besser Welt als nie“ von Dennis Kailing selbst zusammengestellt. Natürlich musste ich nicht wie andere für mehrere Monate oder Jahre packen. Und ich wusste auch, dass ich keine Wüste und keinen dichten Dschungel durchqueren werde und somit kann ich mein Systemgewicht auf schlanke 27,5 Kilogramm beschränken. Wobei mein Bike ein Leergewicht von 10,6 Kilo aufweist. Noch rudimentärer geht die Planung der Strecke vonstatten. Wer suchet, der findet. Bei mir und meinem Glück klappt das jedenfalls immer wieder. So dauert es auch nicht lange, bis ich die 3.103 Kilometer lange GPX-Datei zum Downloaden gefunden habe. Schnell noch den Track per komoot in machbare Tagesetappen zerstückeln – und ich bin ready to go! Bestimmt habe ich an alles Wichtige gedacht... Die Radtour entlang der Donau gilt als die längste Flussradtour, die man in Europa überhaupt mit dem Fahrrad fahren kann. Während der ersten Kilometer begleiten mich vor allem zwei Gefühle: Freude auf die bevorstehende Tour und großer Respekt vor der Länge der Strecke. Doch ich fühle mich gut vorbereitet. 8.500 Kilometer bin ich im letzten Jahr durch ganz Deutschland und vor allem durch Thüringen gefahren, um mich auf diese Herausforderung vorzubereiten. Das bedeutete: jede Woche drei bis vier kürzere und jeden Sonntag eine lange Tour.

Vom Couch­surfing und Zelten Vom Couch­surfing und Zelten

Mein treuer Weggefährte ist mein 8bar „Mitte“. Das hatte für die Donau Tour noch ein feines Upgrade bekommen: Auf der Kolektif Bike Fair in Berlin hatte ich die Firma CoPro gefunden, die Menschen am Stand angesprochen und irgendwie ist der Funke der Kooperation sofort übergesprungen. Schnell stand fest: Ich bekomme einen Laufradsatz mit den in Braunschweig hergestellten Felgen namens „Lilienthal“ – alles made in Germany und mit vielen guten Ansätzen in Sachen Nachhaltigkeit. Für mich als Technik-Nerd genau das Richtige. Eigentlich ist diese Felge eine Mountainbikefelge, für meine Unternehmung aber ideal geeignet: In ihrem Inneren kommt eine Art Schaum zum Einsatz, der Vibrationen minimiert und somit für einen einmaligen Fahrkomfort sorgen soll. Dazu habe ich dann noch 40 mm breite „G-One“ Reifen aufgezogen und war schon nach den ersten heimischen Testfahrten in den neuen Fahrkomfort verliebt. Frisch verliebt vergeht die erste Etappe wie im Flug: 210 Kilometer an nur einem Tag. Ich bin guter Dinge, die Landschaft ist schön, die Strecke ist flach und ich habe Bock.

Als ich am zweiten Tag in Regensburg ankomme, verbringe ich die Nacht via Couchsurfing bei einer siebenköpfigen Familie. Gefühlt habe ich die ganzen letzten zwei Tage nicht so viele Menschen auf einmal gesehen oder mich überhaupt unterhalten. Gemeinsam verbringen wir einen gemütlichen Videoabend inklusive Abendbrot und ich fühle mich direkt ein bisschen wie der verlorene sechste Sohn. Generell sind die zwischenmenschlichen Begegnungen während meiner Tour ausnahmslos positiv. Da ist zum Beispiel mein Couchsurfing- Gastgeber Ulrich in Hartberg, der total „im Stress“ ist, weil er am Wochenende eine „entspannte“ 600-Kilometer-Tour geplant hatte und mich mit den Worten in seiner Wohnung zurücklässt: „Da ist Bier im Kühlschrank, bediene dich ruhig und wenn es alle ist, dann ist es eben so…“. Oder der Security-Mann in Ptuj, der kurzerhand anbietet, auf mein Rad aufzupassen. Besonders in Serbien sind mir die Menschen ausgesprochen hilfsbereit und zuvorkommend in Erinnerung geblieben. Als ich in einer Apfelplantage völlig verloren umherirre und mangels Netz jeglicher Navigationsversuch scheitert, kommt mir ein älterer Mann mit eisblauen Augen zu Hilfe. Zunächst bin ich noch in Sorge, schließlich bin ich ein Eindringling auf seinem Privatbesitz – in manchen Ländern wird da ja gern schon mal die Waffe gezückt. Auf dem Land wird häufig kein Englisch gesprochen und ich spreche natürlich auch kein einziges Wort Serbisch. Doch wie sich herausstellt, spricht der Mann nicht nur Englisch, sondern auch ein paar Worte Seutsch und so plaudern wir etwas und er weist mir den Weg zurück auf meine Route.

Die Tage sind lang Die Tage sind lang

Glücklicherweise kann ich mich während der gesamten Tour auf mein Equipment verlassen. Einzig eine verlorene Schraube am Gepäckträger bereitet mir kurz mal Kopfschmerzen. Aber dank der Hilfe eines freundlichen Glasers in Kovin braucht mein Gepäckträger nach 30 Kilometern nicht mehr schief zu hängen. Nicht so stabil wie mein Bike ist leider mein Knie. An Tag sieben, nach 988 Kilometern, macht das Knie schlapp und schmerzt so sehr, dass ich einen Tag Pause einlegen muss. Doch an Aufgeben ist nicht zu denken. Ein Tag Ruhe, Kühlung und Physio-Tape, dann geht es weiter und da ich eh zu dem Zeitpunkt in Wien bin, gibt es sicher keinen besseren Ort, um einen Ruhetag einzulegen. Zum Glück habe ich maximal ein paar Hügel in Slowenien und Rumänien zu bewältigen und ansonsten meist flache und unkomplizierte Wege vor mir. Die Strecke verläuft so gut wie immer an der Donau entlang und Flüsse fließen glücklicherweise nicht bergauf. Die Erlebnisse während der Tour sind einfach zu schön, um Aufgeben überhaupt in Erwägung zu ziehen. Jeder Tag überrascht mich mit einem neuen Highlight. An manchen Tagen sind es die liebenswürdigen Einheimischen, die mir mit ihrer Hilfsbereitschaft ein Lächeln auf die Lippen zaubern. An anderen Tagen ist es die Natur, die mich auf ein Neues überrascht: Wenn nach dicken Nebelschwaden und triefenden Klamotten die Sonne plötzlich hervorkommt und mich binnen Minuten trocknen lässt. Oder wenn ein Katzenbaby neben meinem Zelt vorbeischaut und mich erst zu Tode erschreckt und mir dann beim morgendlichen Kaffee Gesellschaft leistet.

An Aufgeben ist auch nicht zu denken, als ich nach weiteren 630 Kilometern aufgrund des schmerzenden Knies erneut zwei Ruhetage einlegen muss. Um weiterhin im Zeitplan zu bleiben, muss ich die versäumten Strecken mit dem Zug wieder aufholen. Ein kleiner Wermutstropfen, aber bei so einer Tour läuft eben nicht immer alles nach Plan. Ich stelle fest: die Tage sind lang, wenn man langsam reist – auf eine gute Weise. Ich stelle fest, dass ich jeden Tag so viel wahrnehme und aufnehme, wie es auf anderen Reisen zuvor nie der Fall war. Ich stelle auch fest, dass ich innerlich viel nörgle. Dass ich mich aufrege über Autofahrer, die zu nah an mir vorbei Fahren, über Gegenwind, über schmerzende Knie und manchmal nörgle ich auch einfach über mich selbst. Aber irgendwann kommt ein Punkt, an dem man das Nörgeln überwindet und einfach weiter macht.
Und dann ist es plötzlich so weit: Das Fahrrad liegt im Sand, hinter mir die kleine Stadt Konstanza und vor mir das Schwarze Meer. Nach 20 Tagen und 2.330 gefahrenen Kilometern habe ich mein Ziel erreicht. Ich war noch nie in meinem Leben weiter östlich in Europa. Und dann schießen mir plötzlich die Tränen in die Augen und ich bin einfach nur glücklich und stolz.

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